Herbalife – legal oder illegal? 25-40 Mio. US Dollar Anwaltskosten werfen Fragen auf

Herbalife weiter in den Schlagzeilen - steht eine offizielle Untersuchung der im MLM und Network-Marketing üblichen Geschäftspraktiken bevor?

Die Firma Herbalife bleibt Spekulationsobjekt von Investoren und Objekt von Spekulationen für die interessierte Öffentlichkeit: Seit der Beschuldigung des US-Investors Bill Ackman im Dezember 2012, Herbalife sei ein illegales Pyramidenspiel, kommt das Unternehmen nicht aus den Schlagzeilen. Nicht nur die Anschuldigung Ackmans beschäftigt Herbalife. Im April legte auch noch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ihr Mandat nieder, nachdem bekannt wurde, dass der KPMG-Partner Scott London zwischen 2010 und 2012 vertrauliche Informationen für Insidergeschäfte verwendet haben solle (Quelle).
Laut Los Angeles Times lässt sich im neuesten Quartalsbericht des Unternehmens nachlesen, dass Herbalife für 2013 Anwaltskosten in Höhe von 25-40 Mio. US-Dollar veranschlagt hat - genug Geld um hochbezahlten Anwälten 40.000 Arbeitsstunden zu vergüten. Diese Summe ist nicht nur doppelt so hoch wie noch im Februar angekündigt, sondern wirft vor allem die Frage auf, ob sich Herbalife darauf vorbereitet, offiziell von den Behörden auf den Vorwurf des illegalen Pyramidenspiels untersucht zu werden. Dies könnte in den USA entweder durch die SEC (Securities and Exchange Commission) oder die FTC (Federal Trade Commission) erfolgen (Quelle).

Unabhängig vom Ergebnis einer solchen Untersuchung, hätte eine offizielle Prüfung eine wichtige Signalfunktion an die gesamte MLM- und Network-Branche: Überprüft und überdenkt Eure weitverbreiteten und schon oft kritisierten Geschäftspraktiken! Dazu zählen u.a.:

  • Fantastisch klingende Einkommensversprechen beim Anwerben neuer Mitglieder - die Möglichkeit, dass jemand viel Geld verdient, wird mit der (viel geringeren) Wahrscheinlichkeit, dass dies jemals gelingt, gleichgesetzt. Die pure Existenz von ein paar MLM-Millionären heißt noch lange nicht, dass jedes Mitglied reich werden kann.
  • Mitglieder werden als „Selbständige“, sei es als Handelsvertreter oder Berater angeworben, sind aber oft vor allem Endkunden des Unternehmens - sicher kein seriöses Marketing, das auch die Frage aufwirft, ob derartige „Pseudo-Selbständige" z.B. durch steuerliche Absetzbarkeit oder Unternehmensgründungszuschüsse staatlich gefördert werden sollten.
  • Wer Mitglied wird, wird vom Unternehmen „automatisch" als „Berater", „Consultant" oder „Experte" bezeichnet, auch fehlen ihm oder ihr jegliche unabhängige Kentnisse zu Produkten, geschweige denn zu Produkten der Konkurrenz. Für Kunden problematisch, vor allem bei Produkten im Gesundheits- sowie Finanzbereich.
  • Mangelhafte Transparenz hinsichtlich der zentralen Frage, wie viel von Mitgliedern eigentlich tatsächlich verdient wird - inwieweit bieten Unternehmen überhaupt eine realistische Verdienstmöglichkeit?

Auch wenn derartige Geschäftspraktiken in der MLM- und Network-Branche weit verbreitet sein mögen, ist nicht alles, was auf dem Papier legal ist oder legal erscheint, gesellschaftlich wünschenswert. Für Kunden und an der Tätigkeit Interessierte bedeutet jede (Selbst-)Überprüfung eines MLM-Unternehmens die Aussicht auf verbesserte Geschäftspraktiken in einer seit ihren Anfängen umstrittenen und bisher wenig regulierten Branche.

Mehr Infos:

  • Übliche Probleme im MLM und Network-Marketing und was Interessierte und Mitglieder beachten sollten hier
  • Die Entwicklung des Börsenkurses Herbalifes hier
  • Ackman’s umfangreiche und gut dokumentierte Beschuldigung Herbalifes hier
  • Herbalifes Investor Relations website mit der Sicht des Unternehmens siehe Herbalife und direkte Antwort auf Ackman hier 

11.05.13