MKC

Wie wird die Überzeugung des 'Berufsglaubens' vom Unternehmen gefördert?


Ein Wirtschaftsunternehmen, in dem Bezug zum persönlichen Glauben genommen wird, ist durchaus ungewöhnlich. Es gibt bei MKC keine strukturelle Verankerung des ‘Berufsglaubens’, d. h. offiziell ist Religiosität keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft und auch in der Erhebung hat sich gezeigt, dass die Direktorinnen in diesem Punkt sehr unterschiedliche persönliche Ausrichtungen verfolgen. Welche Mechanismen die Überzeugung des ‘Berufsglaubens’ erleichtern und fördern, soll hier beispielhaft anhand von vier Punkten ausgeführt werden (siehe Groß 2008, S. 164-170):

  • Die glaubensbezogenen Regeln sind universalreligiös, so dass sich Frauen verschiedener Glaubensrichtungen angesprochen fühlen können. So lässt sich die ‘Goldene Regel’ in der ein oder anderen Form in allen großen Glaubensrichtungen wiederfinden (Bellebaum/Niederschlag 1999) und ist ebenso Ausdruck (nicht-religiösen) ethischen Handelns, d. h. sie kann ebenso nicht-gläubige Frauen ansprechen.
  • Es findet eine weite und vielfältige Interpretation von wertbezogenen Regeln statt. So wird selbst der ausdrückliche Bezug zu Gott in ‘God first, family second, career third’ weit interpretiert. Hierzu ein Zitat einer nichtgläubigen Direktorin, die ihre Interpretation dieser Regel erläutert: “Für mich persönlich bedeutet der Glaube der Glaube an mich selbst. Und also Gott hat da wenig, oder spielt da keine Rolle mit. Und das sage ich auch meinen Frauen, die anfangen oder im Anwerbegespräch. Ich sage: O. k., die Priorität ist zwar Glaube, an wen du glaubst, ist ganz egal“. Diese Offenheit der Interpretation lässt sich auch in manchen Riten finden. So leitete die Geschäftsführerin Deutschland auf dem Jahresseminar 2004 eine Kerzenzeremonie (mit künstlichen Kerzen und feierlicher Musik) mit den Worten ein: “Ich bitte Sie, dieses Licht, diese Fackel von MK weiterzugeben an alle Frauen dieser Welt.“ Je nach persönlicher Gläubigkeit kann eine solche Vorgehensweise als Ausdruck religiöser Überzeugung oder allgemeiner Feierlichkeit empfunden werden.
  • Wie bei Amway wird der Wert von Regeln durch häufiges Wiederholen auf Treffen und Veranstaltungen vermittelt. So gibt es zur ‘Goldenen Regel’ und zur Wirkungsweise vom Glauben an Gott eine Reihe von Geschichten und Erzählungen der Gründerin Mary Kay Ash (Ash 1981). Aber auch ‘einfache’ Beraterinnen oder Direktorinnen erzählen ihre Erfahrungen mit den im Unternehmen propagierten Werten, z. B. folgendes Mitglied, das über die Erziehung ihres Sohnes spricht: “Mein Sohn, der ist ein absolutes MK-Kind. Der ist damals groß geworden mit MK. Der hat damals schon geholfen Spiegel putzen als er drei war (...) Ich denke, ich denke ganz oft an unsere \’Goldene Regel’, das versuche ich ihm auch immer wieder zu vermitteln. [Ich] frag ihn: ‘Wie wäre das für dich? Überleg dir Mal!’ Also ich denke, man lebt das auch“ (Direktorin).
  • Die Produkte werden mit Idealen aufgeladen – es entsteht eine so genannte "Produktideologie" (Biggart 1989). Während es sich gemäß Tupperwares Selbstverständnis um ‘gute Produkte für den Haushalt’ handelt, werden die Produkte in MKC als Medium der Beraterin, der so genannten ‘Schönheits-Consultant’, gesehen und vermittelt. Mitglieder können durch die Produkte anderen Frauen helfen und somit Gutes tun – der Verkauf und die Beratung wird zum Dienst an anderen.
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