MKC

Der 'Berufsglaube' im Lichte von überzeugten und weniger überzeugten Mitgliedern


Was sagen loyale, gläubige Mitglieder zum ’Berufsglauben’?

Gemäß Selbstbild ist MKC ein Unternehmen, in dem Glauben direkt mit der Tätigkeit verbunden und dementsprechend auch ausgelebt werden kann. Als wichtiger Ausdruck sowie als Beleg dienen zwei Leitsätze, die die Unternehmensgründerin Mary Kay Ash zu ihrer Lebzeit stets betonte und die nach wie vor eine zentrale Rolle im Unternehmen spielen: ‘God first, family second, career third’ (‘Erst Gott, dann die Familie und dann die Karriere’) und die ‘Goldene Regel’, die lautet ‘Behandele andere so wie du selbst behandelt werden möchtest’.

Während in den USA Großveranstaltungen durchaus mit Gebeten begonnen werden (Interviews mit Senior-Direktorinnen; Biggart 1989), berichteten in Deutschland auf dem Jahresseminar 2004 nur einzelne Frauen von ihren religiösen Überzeugungen. Allerdings gibt es in Deutschland eine Art ‘Berufsglaube’: eine Verbindung zwischen den hohen – und teilweise religiösen – Unternehmenswerten und individuellem (meist christlichem) Glauben. So erzählt eine Direktorin, dass sie bei MKC die ‘Goldene Regel’ besser verwirklicht sieht als in der katholischen Kirche. Diese Regel "ist eine ganz urchristliche oder vielleicht sogar urmenschliche Aussage (...) Und ich konnte am Anfang gar nicht damit umgehen: Warum funktioniert das in einem Unternehmen und wieso nicht dort, wo eigentlich die Wurzeln sind dazu? (...) Das war für mich am Anfang eine ganz, ganz große Herausforderung, weil ich damit zurechtkommen musste, obwohl ich froh war, dass ich das so gefunden hatte“ (Senior-Direktorin). Gemäß Selbstbild erlaubt MKC seinen Mitgliedern den bestehenden christlichen Glauben im Kontext eines Wirtschaftsunternehmens zu leben und so materielle und spirituelle Bedürfnisse zu verbinden.


Welche kritischen Stimmen gibt es hierzu?

Innerhalb des Unternehmens ist Glaube und Spiritualität kein omnipräsentes, aber auch kein anstößiges Thema. Von den befragten 15 Frauen bezogen sich insgesamt sieben immer wieder auf ihren Glauben, wenn die Sprache auf die spezifischen Werte im Unternehmen kam. Dieser verhältnismäßig hohe Anteil lässt sich auf die Direktorin der untersuchten Unit zurückführen, die gläubig ist und als persönliche Kontakte ähnlich ausgerichtete Interviewpartnerinnen vermittelte. Auch wenn es hierzu keinerlei Angaben gibt, so schätzte eine Senior-Direktorin den Anteil der religiös orientierten Direktorinnen auf 30% ein.

Für Nicht-Gläubige scheint die Verknüpfung zwischen MKC und religiösen Überzeugungen nicht unbedingt störend zu sein. Obwohl also das Thema im Unternehmen durchaus präsent ist, wird es gleichzeitig als ‘Privatsache’ bezeichnet. So erläutert eine Beraterin folgendes: "Es ist, ah, ich bin jetzt nicht gläubig, aber das überlasse ich jedem selbst. Wenn sie [die Gründerin] halt sehr gläubig war und bei ihr das an aller erster Stelle kam, warum nicht? (...) Das war ihr Standpunkt. Aus und fertig“. Ein anderes Mitglied teilt diese Sicht nicht. Ihr missfallen die quasireligiösen Bezeichnungen wie das ‘Teilen der Karriere’ für das Anwerben weiterer Mitglieder oder das Ziel der Geschäftstätigkeit als das ‘Leben zu bereichern’: "Es ist ein Geschäft (...) Und also [Karriere] ‘teilen’ – das Wort finde ich ganz schlimm. Das ‘Leben zu bereichern’, finde ich auch irgendwie, ich bin wirklich gläubig. Und ich bilde mir auch ein, das zu leben (...) es ist ein Geschäft – nichts anderes“ (s. auch Ackers/Preston 1997).
-  Der 'Berufsglaube' im Lichte von überzeugten und weniger überzeugten Mitgliedern
-  Welchen möglichen Nutzen hat der 'Berufsglaube' für das Unternehmen?
-  Wie wird die Überzeugung des 'Berufsglaubens' vom Unternehmen gefördert?