Revolutionäre Entscheidung der Federal Trade Commission: Herbalife muss Arbeitsweise grundlegend anpassen

Mehr als 2,5 Jahre nachdem Großinvestor Bill Ackman den Streit gegen Herbalife aufgenommen hat, hat die Federal Trade Commission ihre Untersuchung mit einer Einigung mit Herbalife abgerundet. Das klingt zunächst gut fürs Unternehmen, doch es ist vor allem gut für ...

für die Öffentlichkeit: Herbalife muss 200 Mio. US-Dollar Strafe bzw. Entschädigung für übertriebene Einkommensversprechen zahlen. Das ist angesichts eines Jahresumsatzes von beinahe 5 Mrd. US-Dollar nicht viel. Aber viel wichtiger ist, dass Herbalife in Zukunft völlig anders arbeiten muss: keine übertriebenen Versprechen UND der Produktverkauf an Endkunden muss nachweisbar bestehen. Diese Maßnahmen könnten die ganze Branche zum Positiven verändern.

Leere Versprechen/übertriebene Einkommensmöglichkeiten: sind jetzt explizit für jeden Beteiligten, egal in welcher Funktion verboten.

Produktverkauf statt Endkunden: Bisher wurden vor allem neue Mitglieder geworben, die in der Hoffnung auf ein (Neben-)Einkommen die nicht sonderlich preiswerten Produkte selbst gekauft haben. JETZT müssen Verkäufer/Mitglieder nachweisen, dass sie rund zwei Drittel der Produkte tatsächlich an Endkunden verkaufen. Mit Endkunden sind Personen gemeint, die nicht selbst zu Herbalife gehören. Hinzu kommt, dass dem Unternehmen selbst auferlegt wird, dies nachzuweisen. Dies war bisher nicht der Fall. Bisher war es genug, dass Herbalife – wie andere Unternehmenszentralen auch – schlicht behaupteten, dass ihre Mitglieder an Endkunden verkaufen. Die Pflicht zum Verkauf steht in den meisten Unternehmensrichtlinien schwarz auf weiß. Geprüft wurde dies jedoch i.d.R. nicht. Und genau hier greift die FTC dieses Mal ein: die Nachweispflicht liegt jetzt beim Unternehmen selbst. Hinzu kommt, dass selbständige Führungskräfte, deren Mitglieder nicht genug an Endkunden verkaufen, keine Provision auf die Umsätze ihre Mitglieder erhalten. Das ist für die bisher laxe Rechtssprechung und geringe Handhabung von bestehenden Regelungen der Branche eine Revolution. Zwar wurden Vemma ähnliche Auflagen erteilt, aber eine Veränderung Herbalifes als eines der größten und ältesten MLM-Unternehmen, hat wesentlich mehr Strahlkraft auf die gesamte Branche. Eine Vielzahl Fragen bestehen: Kann Herbalife mit diesen neuen Regeln seinen jetztigen Umsatz erhalten? Werden andere Unternehmen (die genauso arbeiten wie Herbalife) auch auf die Probe gestellt? Kommen auch für Europa bessere Regeln? – Die nächsten 4-5 Jahre werden interessant für die Branche.

Urteil (auf Englisch) hier

Weitere Quellen (auf Englisch):

New York Magazine: hier

Investorzeitschrift Seeking Alpha: hier, hier und hier


17.07.16